»Chopin schreibt mit der Stille. Seine Musik geht aus ihr hervor und kehrt in sie zurück; sie ist sogar aus ihr gewebt. Wenn sie die Stille nicht zu genießen verstehen, werden sie seine Musik nicht schätzen können. Von diesem Augenblick an verlange ich von ihnen eine körperliche wie geistige Feinfühligkeit.

Begeben Sie sich in den Jardin du Luxembourg und machen Sie Kreise: Betrachten sie die glatte, unbewegte Wasserfläche, und dann werfen sie ein Steinchen in das Wasser. Studieren Sie den Aufprall, die Folgen, die Zeit, die die Kreise brauchen, um sich zu bilden, sich auszubreiten, zu verschwinden. Forcieren Sie nichts.

Sie werden die Resonanz kennenlernen. Werden Sie flüssig. Der Welle folgen, den Raum zwischen den Tönen (Bewegungen) erfassen, ohne ihn (sie) festzuhalten, sich dem überlassen, was geschieht, seine Verfügbarkeit erweitern. Flüssig …«

Aus »Madame Pylinska und das Geheimnis von Chopin«
von Eric-Emmanuel Schmitt